Blogbeitrag vom 19. Juni 2025
Die Zahl älterer Menschen wächst – und mit ihr der Pflegebedarf. Gleichzeitig ächzt das Gesundheitssystem unter dem Druck von Personalmangel, Überlastung und steigenden Kosten. Was es braucht, sind zukunftsweisende Lösungen, die Pflegekräfte entlasten und gleichzeitig die Lebensqualität der Pflegebedürftigen steigern. Genau hier setzt das Projekt CareVolutionAI an – mit Künstlicher Intelligenz, 3D-Sensorik und einem klaren Ziel: mehr Lebensqualität, mehr Sicherheit, weniger Stress.
Im Zentrum des Projekts steht ein unscheinbares, aber leistungsstarkes Gerät: ein 3D-Sensor basierend auf cogvisAI, der kontaktlos Bewegungen im Bewohnerzimmer erkennt – völlig ohne Kameraaufnahmen oder personenbezogene Daten. Stattdessen verarbeitet der Sensor sogenannte 3D-Punktwolken direkt vor Ort (Edge-Computing). Das schützt die Privatsphäre und ermöglicht gleichzeitig eine frühzeitige Erkennung kritischer Situationen wie Stürze, nächtliches Umherwandern oder lange Immobilität im Bett.
Die integrierte KI – basierend auf Deep-Learning-Algorithmen – lernt typische Verhaltensmuster kennen und erkennt Abweichungen, die auf Gesundheitsrisiken hinweisen können. Daraus ergeben sich wichtige Erkenntnisse: Steigt das Sturzrisiko? Gibt es Anzeichen für kognitive Veränderungen oder Dekubitus? Diese Informationen werden übersichtlich im sogenannten „Pflegecockpit“ visualisiert – einem interaktiven Dashboard für Pflegekräfte, Leitungspersonal und Entscheidungsträger.
Ein zentrales Ziel von CareVolutionAI ist die spürbare Entlastung des Pflegepersonals. Statt auf starren Kontrollroutinen zu bestehen, ermöglicht das System einen situationsabhängigen Einsatz: Es meldet nur, wenn wirklich etwas passiert – und spart so wertvolle Zeit. Zeit, die Pflegekräfte wieder in die zwischenmenschliche Betreuung investieren können.
Eine wissenschaftlich begleitete Studie untersucht darüber hinaus, wie sich der Einsatz der Technologie auf das Befinden der Pflegekräfte auswirkt – mit Blick auf Stressniveau, Arbeitszufriedenheit und Belastung. Erste Erfahrungen mit dem 3D- Sensor in der Pflege lassen aufhorchen: weniger Fehlalarme, bessere Planbarkeit, mehr Übersicht.
CareVolutionAI denkt Pflege nicht nur im Kleinen – sondern über Einrichtungsgrenzen hinweg. Die anonymisierten Daten werden auf verschiedenen Ebenen ausgewertet: für einzelne Zimmer, ganze Einrichtungen oder sogar regional. So lassen sich übergeordnete Trends erkennen, die helfen, Pflege strategisch zu planen – von der Personalallokation bis zur politischen Entscheidungsfindung.
Dank der modularen Systemarchitektur ist das System auch zukunftsfähig: Neue Funktionen wie Delirium- oder Schlafverhaltensanalyse können einfach per Software-Update hinzugefügt werden.
CareVolutionAI wird im Rahmen des Interreg VI Programms Alpenrhein-Bodensee-Hochrhein (ABH-Raum) gefördert. Sechs Projektpartner aus Deutschland, Österreich und der Schweiz arbeiten unter der Leitung der novoviam GmbH (Schweiz) gemeinsam daran, Pflege durch intelligente Technologie menschlicher, effizienter und sicherer zu machen.
Pflegekräfte brauchen mehr als Applaus – sie brauchen echte Unterstützung. CareVolutionAI zeigt, wie Technologie zum Helfer und nicht zum Hemmschuh werden kann. Durch intelligente Sensorik, KI und ein tiefes Verständnis für die realen Bedingungen in Pflegeeinrichtungen entsteht ein System, das Leben rettet, Belastung reduziert und Perspektiven eröffnet. Für Pflegekräfte. Für BewohnerInnen. Für unsere Gesellschaft.